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GAZ 31013 in der Zeitschrift "Za Rulem"

OHNE LIEBE UND PRIVILEGIEN. GAZ-31013-Der letzte der GAZ-Verfolger:

Der aus einem späteren Baujahr stammende GAZ-31013 wurde in der Kiewer Werkstatt „Autoclassic“ restauriert und an das Baltische Museum der KGB-Geschichte übergeben.

Wie der GAZ-3102 wurde der GAZ-31013 hauptsächlich in Schwarz oder Weiß lackiert. In der Farbpalette des GAZ-3102 waren auch die Farben Beige und Hellgrau beliebt. So eine „Miliz-Tracht“ war für beide Modelle eher selten.

Kurz nachdem der GAZ-24 in Serienfertigung ging, wobei er sich mit Müh und Not zum Fließband durchkämpfen musste, nahmen sich die Autoren seines Erscheinungsbildes – der Künstler Lenij Zikolenko und Nikolaj Kirejew vor, einige Züge des Autos zu modernisieren. Ihr innigster Wunsch war es, dem Wolga attraktive Scheinwerfer – nicht abgeschmackte runde, sondern breite rechteckige Scheinwerfer zu bescheren. Die Arbeiten begannen 1968, gerade mit dem Start der industriellen Versuchsserie des GAZ-24: die Künstler entwickelten ein aktualisiertes Erscheinungsbild der Front mit einem radikal veränderten Kühlergrill und den Scheinwerfern, dabei liefen die Arbeiten zum modernisierten Wolga parallel zu den Arbeiten an einem neuen Tschaika GAZ-14.

Die teuersten Bestandteile der Karosserie – das Dach und die Säulen sowie die Basis der tragenden Konstruktion – mussten beim GAZ-3101 ohne jegliche Änderungen belassen werden. Revidiert wurden nur die Anbauteile. Als Fahrzeugbeleuchtung mussten die bereits im sowjetischen Sortiment vorhandenen Scheinwerfer aus der DDR-Produktion, die seit 1969 in überarbeiteten Autos Moskwitsch von AZLK verbaut wurden, verwendet werden. Die Brüstungslinie erhielt eine an dieser Stelle äußerst angebrachte Zierleiste aus poliertem Edelstahl mit einem schwarzen Einsatzstück, die Radläufe wurden ebenfalls mit Zierleisten dekoriert. Außerdem hat man dem Auto einen absolut neuen Innenraum verpasst, und er war selbst an westlichen Standards gemessen tatsächlich luxuriös.

Die Fahrzeuge wurden schlecht und recht überarbeitet, modernisiert und an die umständlichen Anforderungen der unbeugsamen Technologen angepasst und 1981 wurde die Produktion des „neuen“ Autos mit Hängen und Würgen gestartet. Selbstverständlich zum nächsten Parteitag. 

Natürlicherweise wurde eines dieser Fahrzeuge aus der ersten Charge an Leonid Ilijtsch übergeben: dieser Wolga war für ihn das vorletzte Autogeschenk (und das letzte war der Rolls-Royce von Jassir Arafat). Breschnews GAZ-3102 hatte prachtvolle verchromte Zierdeckel mit nachgeahmten Speichen und war in ungewöhnlicher Farbe lackiert – in tiefem Metallic-Dunkelblau mit einem attraktiven Farbenspiel. Der Lack wurde extra in Finnland bestellt! 

Streng genommen war dieser Wolga verpflichtet, das bereits veraltete 24. Modell am Fließband abzulösen. Die Führungsspitze empörte sich jedoch: so ein luxuriöses Auto darf kein Massenfahrzeug sein! Obwohl: genau genommen gab es nichts Luxuriöses daran, außer dem etwas pompöseren Aussehen. Und bis in die 90er Jahre blieb der GAZ-3102 das ausschließliche Privileg von Beamten: er war nicht frei zu kaufen. Und der GAZ-24 wurde nach dem verschlechterten Vorbild des GAZ-31 formal zu seinem Nachteil modernisiert, daraus entstand der unansehnliche und minderwertige GAZ-24-10...

Erbe von Tschaika

1982 wurden auf den Messen die Fahrzeuge GAZ-31 mit dem V8-Motor gesichtet. Interessant ist, dass ihnen die Kurzzeichen mit der Eins, nicht mit der Zwei, zugewiesen wurden, man folgte also der schon Anfang der 70er Jahre festgelegten Vorgehensweise. Es gab drei Modelle, alle mit Wandlergetriebe ausgestattet, Unterschiede gab es jedoch bei den Motoren. Der erste Wagen in der Modellreihe war der GAZ-31011 mit dem Motor ZMZ-53. Bei ihm handelt es sich um einen gewöhnlichen Verfolger für die Bedürfnisse des KGB vor Ort. 

Herkömmliche Tarnung der Verfolger: zwei Abgaskrümmer liefen in ein Abgasrohr zusammen, wie beim normalen GAZ-3102.

Die nächste Stufe war der GAZ-31012 mit dem Motor GAZ-13. Der erste Tschaika sollte parallel zum neuen GAZ-14 hergestellt werden, denn sein pompöses schwungvolles Aussehen traf den Geschmack von mancherlei betagten hochstehenden Persönlichkeiten wie Generäle und Rückschrittler aus dem Politbüro. Allerdings ließ der Tod von Mascherow erhebliche Sicherheitsnachteile dieses Modells zum Vorschein kommen und man hat sich von ihm verabschiedet. Man hat aber einen großen Vorrat an den Motoren für den GAZ-13 angelegt, sodass es von ihnen im Werk sogar bis zum Anfang der 80er Jahre genug gab. So ein Vermögen darf doch nicht vor die Hunde geworfen werden!

Die Pedale sind bei den letzten Verfolgern nicht als normal getarnt, obwohl sich der Schalthebel des Automatikgetriebes nach außen hin nicht von dem des Schaltgetriebes unterscheidet.

Abgerundet wurde die Modellreihe mit dem Top-Modell – dem GAZ-31013. Er war gegenüber dem neuen Tschaika GAZ-14 maximal vereinheitlicht: der gleiche Motor, ähnliche Elemente des Innenraums – Vordersitze und Teile der Rücksitzbank, Bezugsstoffe sowie Klimaanlage.

Wechsel im Team

In mehr oder weniger breite Produktion begab sich der GAZ-31013 gleich nach dem Auslauf von Tschaika.

Der GAZ-31013 hat den Tschaika im Großen und Ganzen erfolgreich abgelöst: im Komfort für die Person auf der Rücksitzbank und in dynamischen Eigenschaften stand er fast nicht nach, dabei war er vom Aussehen her weniger anspruchsvoll (was früher immer mehr an Bedeutung gewann). In der Modellreihe des Werks hat es der GAZ-31013 bis zum Jahr 1991 geschafft, bis die Motoren für dessen Fertigung ausgingen. 

In den 90-er Jahren, als die Vorräte an Motoren für den Tschaika ausgeschöpft wurden, versuchte man, die Motoren des Ford Scorpio und Toyota Camry an den GAZ-3102 anzupassen, dementsprechend sind die Versionen mit dem Kurzzeichen 3102F und 3102T entstanden. Die Motoren von Toyota haben sich im Motorraum der GAZ-Fahrzeuge besser eingelebt. Solche Varianten waren buchstäblich Stückware und wurden als besondere Exotik bis zum Auslauf hergestellt. Leider ist das Ende der Modellreihe der leistungsstärksten Wolga-Autos im Großen und Ganzen ruhmlos ausgefallen.

Das Begleitfahrzeug wurde mit Sondersignalen und einer Lautsprechanlage Tesla aus tschechischer Produktion ausgestattet.

Die grüne Rundumkennleuchte ist heute und auch damals eine große Seltenheit. Sie wurde am Fahrzeug aufgesetzt, das Schlusslicht der Kolonne bildete, und die Weiterfahrt für andere Fahrzeuge erlaubte.

Insgesamt wurden 68 solche Autos gebaut, 5 davon – vier schwarze und ein weißes – wurden nach Kiew verteilt und landeten in Regierungsgaragen. 

Die orangenfarbenen Begleitfahrzeuge Wolga wurden mit mehrkanaligen Funksprechgeräten wie GAZ-24-25  ausgestattet. Sie wurden der Verwaltung 9 des KGB zugeteilt, allerdings saßen Angehörige drin, die normale Miliz-Uniform anhatten, dafür reichte ihre Funkverbindung sehr weit hin und funktionierte in den Kanälen sowohl des Innenministeriums, als auch des KGB.

Insgesamt hat das KGB nur wenige GAZ-31013 als Dienstwagen verwendet, denn das Auto war für die meisten behördlichen Aufgaben zu luxuriös und zu gut ausgestattet.